News | 02.08.2016 – Er gilt als der beste Jockey der Welt, ist der Reiter mit den meisten Siegen in Gruppe-Rennen und wer gestern in München-Riem ganz genau hinsah, der konnte erkennen warum Lanfanco „Frankie“ Dettori auch im Herbst seiner Karriere immer noch der Größte seiner Zunft ist.
Wie der gebürtige Italiener 200 m vor dem Ziel eine empfindliche Störung des ihm anvertrauten Elliptique wett machte und mit viel Geschick und großem Durchsetzungswillen den Hengst aus dem Besitz der Familie Rothschild noch einmal motivierte und so zum Sieg kam, das war Reitkunst der Extraklasse und so jubelten die 13.000 Zuschauer nach der Zielankunft Pferd und Reiter zu und feierten die Sieger des Großen Dallmayr-Preis 2016 gebührend. Aber der Reihe nach.
Die Freude bei den Verantwortlichen des Münchener Rennvereins war groß als am Mittwoch, dem Tag der Vorstarterangabe, Andre Fabre den Franzosen Elliptique als 12. Pferd für Münchens erstes Gruppe 1-Rennen des Jahres nannte, denn so wurde aus einem quantitativ und qualitativ guten, ein sehr gutes Starterfeld. Vorgesehen war für den Ritt an der Isar eigentlich Olivier Peslier. Der war allerdings bereits für Markus Münchs Spectre im Prix de Rothschild von Deauville vorgesehen und so war der Weg frei für Frankie, der dem Ruf Andre Fabres folgte und den Ritt in München übernahm. Aus Deutschland waren für die 5. Prüfung der German Racing Champions League alle Pferde genannt die in diesem Jahr auf Gruppe Ebene bereits in Deutschland erfolgreich waren. Ito als Sieger des Gerling-Preises, Potemkin als Gewinner des Dortmunder Preis der Wirtschaft, dazu Iquitos der den Großen Preis der Badischen Wirtschaft für sich entschieden hatte und natürlich auch Royal Solitaire. die in der Badener Meile ihre große Klasse unter Beweis gestellt hatte. Neun individuelle Gruppe-Sieger in einem 12-köpfigen Feld, so ließ das Rennen Großes erwarten.
Schon beim Start wurden die ersten Weichen gestellt, denn Ito begann wie im Pastorius Großer Preis von Bayern des Vorjahres am schnellsten, legte an der Spitze wie gewohnt ein schnelles Tempo vor und führte das Feld gemeinsam mit dem dreijährigen Außenseiter Nacar an. Dicht dabei folgten Articus mit Brisanto und Incantator, dahinter sah man Parthenius und den ebenfalls hoch gehandelten Potemlin. Dagegen ließen es Elliptique und Royal Solitaire deutlich gemächlicher angehen und belegten Eingangs zur Gegenseite die hinteren Plätze im Feld. An dieser Reihenfolge änderte sich aufgrund der hohen Pace bis zu Beginn der Zielgeraden nichts. Mit erreichen der Geraden attackierte Articus aus dem Windschatten von Ito heraus den Piloten, innen machte Nymeria einen starken Eindruck und auch Potemkin schloss mit großen Sprüngen zum Führungstrio auf, während Nacar unter Druck kam und auch Brisanto nicht entscheidend zulegen konnte. 350 m vor der Linie traten die Angreifer aus dem hinteren Drittel des Feldes auf den Plan. Während Iquitos innen an den Rails aufzog, versuchten es Royal Solitaire und Ellliptique ganz außen und kamen rasch voran. Dabei ereignete sich 250 m vor der Linie eine Störung, denn Potemkin kam von seiner geraden Linie ab und kam Elliptique in die Quere, der einen kurzen Stop hinnehmen musste. Frankie Dettori ließ sich von diesem Zwischenfall nicht beeindrucken, schob Elliptique durch die winzige Lücke hindurch und ermunterte den Hengst zu einem mächtigen Schlussakkord, der ihm den ersten Gruppe 1-Sieg seiner Karriere bescherte und für einen ersten ausländischen Erfolg in der German Racing Champions League sorgte. Den Ehrenplatz ersprintete sich die ganz groß gelaufene Royal Solitaire aus dem Gestüt Ammerland. Die Shamardal-Stute zeigte beim ersten Auftritt auf Gruppe 1-Ebene keine Schwächen und hätte sich beinahe in die Siegerliste des Klassikers eintragen können. Nach drei Siegen in Serie musste die Vierjährige die erste Niederlage seit Dezember hinnehmen. Potemkin bestätigte seine starke Leistung vom Preis der Wirtschaft in Dortmund und holte sich dicht dabei Rang drei, vor Iquitos, der vom letzten Platz aus im Einlauf noch jede Menge Boden gut machte und eine starke Partie bot. Dicht dabei endeten dahinter Articus und Nymeria, die allerdings nicht für mehr in Frage kamen.
Begleitet vom begeisternden Applaus der Zuschauer geriet der Weg zurück für Elliptique und Frankie Dettori zu einer via triumphalis und der Italiener ließ es sich nicht nehmen seinen legendären Dettori-Jump zu zeigen. Bei der Siegerehrung erklärte er, dass man im Quartier von Elliptique sehr optimistisch war und sein Trainer Andre Fabre nur Pferde mit einer Nachnennung versieht, die eine Chance haben. Das hohe Tempo unterwegs spielte ihm genau in die Karten, die kurze Störung vor dem Ziel war ein größeres Problem, aber insgesamt sei die vorgesehene Taktik auf Abwarten zu reiten genau aufgegangen.
Begeistert war man auch im Lager von Royal Solitaire. Konnte die Stute im vergangenen Jahr kein Listenrennen gewinnen ist sie mittlerweile Gruppe 2-Siegerin und Zweite auf Gruppe 1-Ebene. Wann sie wieder an den Ablauf kommt ist noch nicht ganz klar, allerdings besteht der Wunsch sie demnächst in einem Gruppe 1-Rennen für Stuten im Ausland antreten zu lassen, was nach dem Riemer Laufen mehr als verständlich ist.
Den Auftakt des Renntags bestimmt ein anderes Pferd aus dem Gestüt Ammerland, denn der Zweijährige Navarra King gewann unter Andrasch Starke das Dallmayr Ethiopia-Rennen nach Kampf gegen Magellan und verriet bei seinem Erfolg nicht nur sehr viel Talent, sondern auch außerordentlichen Kampfgeist. Gut verkauften sich in dieser stark besetzten EBF-Prüfung aber auch Nani und Wow.
Einen ersten Treffer für Trainer John David Hillis gab es im 2. Rennen, denn Onenightinbangkok gestaltet das Dallmayr Capsa-Rennen Start-Ziel zu einer one horse-Show und siegte mit 5 Längen gegen Navio und Banafsheh zur stolzen Toto-Quote von 155:10. Einen zweiten Sieger sattelte Hillis zum Abschluss der Karte mit Snowhite, die im Dallmayr Crema d’Oro-Rennen gegen Scarato und Dance with me die Oberhand behielt.
Ein starkes Ausrufezeichen setzte Tirano in der Dallmayr Prodomo-Trophy, denn der Hengst des Stalles Lucky Owner setzte sich gleich nach dem Start an die Spitze, legte stramme Fahrt vor und verabschiedete sich im Einlauf zum überlegenen 6 ½ Längen Sieg gegen Miss England und die auf weiten Wegen sehr gut gelaufenen The Dancing Fairy.
Einen erwarteten Sieg gab es auch im Dallmayr Tee-Spezialitäten-Rennen durch Princess Asta, die für Riems Vize-Präsidenten Franz Prinz von Auersperg nach hartem Kampf gegen Flame und Quiliano punkten konnte.
Als Pferd besserer Klasse erwies sich im 5. Rennen, dem Dallmayr Coupe Lukull Itobo, der nach einem Lauf am Ende des Feldes in der Zielgeraden alle Gegner einsammelte und mit sieben Längen gegen Attilio und Classic Blues zum Zuge kam.
Der Ausgleich II um das Konrad Werner Wille-Memorial wurde eine Beute von Wild Horse, der sich mit Bergwind einen harten Kampf bis zur Linie lieferte und einen Sieg für Trainer Ralf Rohne und Besitzer Markus Schiebinger klar machte.
Im Dallmayr Espresso d’Oro-Rennen schließlich setzte sich Dragon Hunter durch, der gegen Rock to the Moon und Bondi zu einem feinen zwei Längen-Erfolg kam.
Neben den sportlichen Highlights setzte das Haus Dallmayr auch im „gesellschaftlichen Rahmen“ wie in jedem Jahr Glanzlichter. Vom Kaffee-Ausschank über die Tombola mit drei wunderschönen Geschenkkörben als Hauptpreise bis hin zum Großen Dallmayr-Kinderland war für Jung und Alt abseits der sportlichen Highlights viel geboten und so wird auch der Dallmayr-Renntag 2016 seiner Stellung als das Riemer Saison-Highlight vollauf gerecht.